Als Kriminalhauptkommissar Ernst-August Malminger am Morgen des 15. Januars 2017 das Gelände der Alten Ziegelei in Mainz-Bretzenheim betrat, überkam ihn ein seltsames Gefühl. Er kannte es; er hatte es genau dreimal in seinem Leben gehabt: Als er seine Ex-Frau Anita zum ersten Mal sah, als man ihm im Krankenhaus direkt nach der Geburt seine Tochter Nadia in den Arm legte und als ihm der True Crime Award verliehen wurde. […]
Das einfallende, grau wirkende Tageslicht legte sich über das tote Mädchen und enthob sie der Realität in die Unwirklichkeit einer alten Schwarzweißaufnahme. Gleich einer künstlerischen Komposition bot sich Malmingers Auge der Anblick der Leiche, platziert in den Mittelpunkt des einfallenden Lichtes dar – die Reinszenierung einer anderen Tat: Los Angeles, 1947. Elizabeth Short. Beth. Am 15. Januar vor genau 70 Jahren. Die Schwarze Dahlie.
Aus: »Schmerz – Malmingers letzter Fall« (Krimi)
Henriette Clara Herborn wurde 1978 in Mainz, Magistra Artium der Filmwissenschaft und der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft. Veröffentlichungen: »Zufall« (Rheinmosel Verlag 2005), »Henris Welt« (Brandes&Apsel, 2007), »Schwarzer Rhein« (Leinpfad Verlag 2011), und »Schmerz –Malmingers letzter Fall« (Leinpfad Verlag 2014). Herborn lebt und arbeitet in Mainz.
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